Du denkst bei dem Wort „Teich“ gleich an Nachbars Garten? Dann sei gespannt, denn heute schauen wir einem Teichwirt über die Schulter. Zweimal am Tag läuft er seine gepachteten Teiche ab, die er im Nebenerwerb bewirtschaftet. Heute nimmt er uns einmal mit an seine Teiche.
Wie immer gilt: Der Teichwirt bleibt wie die Landwirte auch anonym. Außerdem möchte ich, dass du weißt, dass der exemplarische Teichwirt keinesfalls stellvertretend für alle Teichwirte zu sehen ist; denn auch heute gibt es Teichwirtschaft im Haupterwerb. Dieser Beitrag ist also nicht allgemeingültig.
Was ist ein Teichwirt?
Ein „Teichwirt“ ist ein Fischwirt, der seine Fische in Teichen hält. Ein typischer Teichfisch ist der Karpfen, aber auch Zander und Hechte sind hier anzutreffen. Der Teichwirt, den ich besucht habe, hat mehrere Teiche gepachtet, in denen er vor allem Karpfen hält, aber auch Zandersetzlinge zieht. Früher wurden die Teiche im Haupterwerb bewirtschaftet. Während sein Vorgänger allein von den Teichen gelebt, ist die Fischhaltung für den heute aktiven Fischwirten ein Nebenverdienst neben seinem Brotjob.
Teich ist nicht gleich Teich!
Zu allererst: Gibt es ein paar Begriffe, die vorab geklärt werden sollten:
Hast du gewusst, dass es viele verschiedene Teichsorten gibt? Teiche unterscheiden sich in ihrer Wasserversorgung, Bauart und in ihrem Einsatzgebiet.
Je nachdem auf welchen Weg das Wasser in den Teich gelangt, kann es sich zum Beispiel um einen Quell-, Himmels- oder Zuleiterteich handeln.
Quellteiche werden von Quellwasser gespeist und sind daher für wärmeliebende Karpfen zu kalt. Das Wasser in Himmelsteichen kommt buchstäblich vom Himmel und ihr Füllstand steht und fällt somit mit dem Niederschlagsvolumen.
Hier links siehst du ein Beispiel für einen Himmelsteich. Oft liegen Himmelsteiche, wie dieser einzeln und sind verhältnismäßig aufwendig zu pflegen.
Wie du hier im Bild sehr gut sehen kannst, ist dieser Teich im hinteren Ende sehr verlandet – hier wachsen Binsen und Pflanzen. Für Karpfenweibchen (Rogner) sind diese Strukturen optimal, um abzulaichen (also Eier abzulegen), auch treiben die männlichen Karpfen (Milchner) die weiblichen gerne an diesen Stellen während der Paarung. Dieser Teich hat allgemein keinen hohen Ertrag und der Teichwirt spielt mit dem Gedanken ihn in langfristig in eine Naturschutzfördermaßnahme (Vertragsnaturschutz) aufzunehmen, denn die meisten Fische, die er hier im Frühjahr aussetzt, werden vom Seeadler gefangen. Deshalb nennt er diesen Teich auch „Speisekammer des Seeadlers“, gewissermaßen ist dieser Teich nämlich eine Ablenkfütterung, um den Seeadler von seinem größeren Teich fernzuhalten.
Die Wasserversorgung von Zuleiterteichen ist verhältnismäßig sicher, denn das Wasser wird kontinuierlich durch Bach- oder Flussläufe „zugeleitet“. Hier links siehst du den größeren Karpfenteich (ca. 4 ha) des Teichwirten, dieser ist ein Zuleiterteich. Dieser Teich ist über einen kleinen Bachlauf mit zwei sogenannten Hälterteichen (Winterteichen) verbunden (siehe unten
Achtung! Nicht jeder Teich ist gleich aufgebaut! Denn Teiche haben charakteristische Bauformen: Es gibt zum Beispiel Karpfenteiche, Bachverbauungsteiche und Lagunen.
Ein Bachverbauungsteich ist quasi die Urform des Teiches, er ist heute hauptsächlich im Mittelgebirge zu finden und entsteht durch den Aufstau von einem Fließgewässer (bspw. einem Fluss).Karpfenteiche sind klassischerweise Zuleiterteiche, die häufig an einen Bach / Fluss angeschlossen sind.
Lagunen findet man vor allem im Mittelmeerraum und sind damit eine exotische Sonderform in der Teichwirtschaft. Während sie früher von den Römern für die Zucht von Karpfen genutzt wurden, werden sie heute zum Beispiel für die Aufzucht von Aalen genutzt.
Zu guter letzt gibt es verschiedene Karpfenteiche, die sich für die verschiedenen Aufzuchtstadien der Karpfen eignen, die jeder für sich unterschiedliche Ansprüche an ihre Haltungsumwelt haben. Grundsätzlich haben Karpfenartig im Vergleich zu den sogenannten Salmoniden (Lachsfische) eine höhere Wohlfühltemperatur. Während Salmoniden, wie Lachse und Forellen, sich bei unter 20 °C wohlfühlen, brauchen Karpfen Temperaturen über 20 °C. Ab dieser Temperatur verwertet der Karpfen sein Futter am besten und nimmt zu.
Laichteiche: Hier paaren sich die reifen Rogner (weiblich) mit den reifen Milchnern (männlich) und die weiblichen Karpfen legen ihren Laich ab. Diesen heften sie in der Regel an Pflanzen im Wasser. Diese Teiche sind besonders flach, so kann sich das Wasser schneller erwärmen (unterstützt die Paarung), es kühlt sich aber ebenso schnell mit abnehmender Sonneneinstrahlung ab (Nacht).
Im Anschluss wird der Laich vom Fischwirten abgesammelt und im sogenannten Vorstreckteich aufgezogen, bis die Karpfenbrut etwa 1 g „schwer“ ist – das dauert zwischen 4 bis 6 Wochen. In der Regel wachsen diese Vorstreckteiche mit der Brut mit. Bei der Befüllung des Vorstreckteiches ist besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, denn der Grund des Teiches wird vor der Befüllung mit Wasser mit organischer Masse angedüngt (bspw.: Stroh-Mist-Gemisch). Dann wird er wenige Tage bevor die Karpfenbrut einzieht mit Wasser gefüllt. Wird zu lange gewartet, dann sind die Nährtiere (Mikroorganismen, die im Dünger sind) zu groß und futtern die Karpfenbrut auf – wird nicht lange genug gewartet, dann sind im schlimmsten Fall wenige bis keine Nährtiere da und die Brut verhungert.
Im Brutstreckteich (meist geht der Vorstreckteich in den Brutstreckteich über, sprich der Vorstreckteich wird aufgefüllt und „wächst“ zum Brutstreckteich) wächst die Karpfenbrut (K0) zu einjährigen Karpfen heran, den sogenannten einsömmerigen Karpfen (K1). Im Optimalfall ist ein Brutstreckteich nicht größer als 5 ha (ca. 5 Fußballfelder).
Im sogenannten Streckteich (größer und tiefer als der Brustreckteich) werden einjährige und mehrjährige Karpfen aufgezogen, die Karpfen sind hier in der Regel ein- oder zweijährig (sömmerig) (K1 und K2).
Im Abwachsteich werden zweisömmerige Karpfen zu dreisömmerigen Karpfen (K3), diese sind wie Streckteiche im Idealfall nicht größer als 20 ha. Der Hauptteich des Fischers ist Zuleiter-, Karpfen- und Abwachsteich in einem.