Es folgt eine Roomtour im Auftrag eines konventionell gehaltenen Mastbullen:

Hey du!
Mein Name ist Einstein und ich bin ein konventionell gehaltener Masbtbulle. Heute nehme ich dich mit in mein zu Hause.

Wir kommen als Kälber auf den Hof, von ökologischen und konventionellen Betrieben. Ab diesem Moment zählen wir alle wie „konventionell“. Das kommt daher, weil ökologischen Kälber vor allem von schwarz-weißen Milchkühen (Rasse: Holstein Friesian) kaum nachgefragt werden. Deshalb ist es günstiger, dass sie den „Bio-Status“ verlieren und als „konventionelle“ Kälber gemästet werden. Wir sind ein bunter Haufen aus verschiedenen Fleischrinder-Milchvieh-Kreuzungen.

Kälberstall

Die ersten zwei Monate auf dem neuen Betrieb verbringen wir in einem Kälberstallabteil mit Milchautomat – das ist ein Metallkasten mit einem Nuckel, aus dem wir uns nach Belieben unsere Ration Milch zapfen können – fast wie bei Mutti am Euter. Wir stehen hier im Esszimmer (Fressbereich) auf Gussspalten und im Liegebereich liegen wir auf Stroh in einem einseitig geöffneten Stall. Täglich bringt uns unser Personal erste Portionen Silage, um uns allmählich von der Milch zu entwöhnen.

Wenn wir etwas größer sind, wechseln wir nach nebenan, auch dort stehen wir auf Spalten. Die Hauptveränderung hier ist aber, dass wir unsere Milch gegen reine Silage tauschen, denn wir sind nun zu groß für Milch und brauchen energiereiches Futter um groß und stark zu werden.

Bullenstall

Wenn wir 4 Monate alt sind, geht es für uns in den „Erwachsenenstall“ auf Betonspalten. Hier liegen und fressen wir in 36 m² Boxen mit diagonalen Fressgittern. Über unseren Rücken siehst du horizontale Stangen aus Metall, diese sehen erst einmal gefährlich aus – haben aber eine Schutzfunktion: Sie sorgen dafür, dass mich keiner meiner Kumpels bespringt. Denn manchmal geht es mit uns Rindern durch, da sehen wir einen Hintern an und verwechseln unseren Kumpel mit der Braut unserer Träume. „Torbogenreflex“ heißt dieses Phänomen auf schlau, weil der Rinterhintern aussieht wie ein Tor. So natürlich dieses Bedürfnis ist, so fatal ist es leider auch, denn 700 kg kann nicht jeder von uns tragen und können einen gehörigen Schaden anrichten. Damit wir uns nicht gegenseitig ramponieren oder ernsthaft verletzen, gibt es also diese Streben.
Auf dem Speiseplan stehen hier neben Gras- und Maissilage, Zitrustrester, Schrot (Kraftfutter), Mineralfutter auch Futterkalk und 200 g Stroh pro Nase.

Geschlachtet werden wir aktuell in 280 km Entfernung von unserem Wohnort. Zum Zeitpunkt der Schlachtung sind wir zwischen 18 Monate (1 1/2 Jahre) und 20 Monaten (2 1/2 Jahre) alt. Dieses Alter hängt von unserer Veranlagung zu wachsen und Muskelmasse anzusetzen ab, je besser die Gene, desto eher werden wir geschlachtet, weil wir unser Soll-Gewicht schneller erreichen. Ein Fleckviehbulle (rot-weiß) kann so schon nach 16 Monaten 650-700 kg schwer sein, während ein Schwarzbunter (schwarz-weiß) 20 Monate braucht.

Normalerweise werden wir gewogen, bevor wir geliefert wird (unsere Waage ist direkt in unserem Stallgebäude), aber mittlerweile hat unser Personal einen „Kennerblick“ entwickelt. So ist das Wiegen mittlerweile überflüssig.

Vor kurzem hat unser Personal einen Teil unseres Spaltenbodens mit Gummimatten aufgepimpt – das soll den Vorteil haben, dass unsere Klauen entlastet werden. Sprich es soll unsere Füße entlasten, bisher hat diese Veränderung die Angelegenheit eher rutschiger gemacht.

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