Es folgt eine Roomtour im Auftrag eines konventionell gehaltenen Freilandhuhns:

Hey du da!
Ich bin Trude ein Freilandhuhn der Rasse Lohmann Brown und ich wohne in einem Hühnermobil, das auf einer eingezäunten Grünlandfläche steht. Seit ich 16 Wochen alt bin lebe ich hier auf dem Feld mit meinen 899 gefiederten Freundinnen. Bei Ankunft in unserem neuen Zu Hause, das übrigens 80 Kilometer von unserem Schlupfort entfernt ist, bleiben wir erst einmal zwei Wochen in dem Hühnermobil.

Dieser „Hausarrest“ ist aber nicht dazu da, uns zu ärgern, sondern vielmehr uns an die neue Umgebung zu gewöhnen. Denn am Anfang ist das alles neu für uns und wir müssen uns an unseren Schlafplatz und unser Futter gewöhnen. In dieser Zeit fangen wir auch an Eier zu legen. Wenn wir uns „eingearbeitet“ haben, legen wir jeden Tag ein Ei in das Nest im Hühnermobil. Meistens legen wir dieses Ei in den frühen Morgenstunden, bevor sich die Schotten unseres Hühnermobils öffnen. Der Türöffnungsrhythmus ist übrigens vollautomatisch nach der Sonne getaktet. Das hat den Vorteil, das wir nicht von der inneren Uhr unseres Personals, sondern von der Astrouhr abhängig sind: Eine Stunde nach Sonnenuntergang schließen sich die Tore und wir machen es uns in unserem Mobil bequem. Das gleiche Hühnermobil wird auch auf Bio-Betrieben eingesetzt, aber dort tummeln sich dann 300 Hühnerköpfe weniger.

Warum wir unsere 11 m² Weidefläche pro Kopf zurücklassen? Nun ja, wenn wir den ganzen Tag Würmer genascht haben, lockt uns unser Futter auf Getreidebasis am Ende des Tages wieder in den Stall. Morgens werden wir spätestens um 10 Uhr rausgelassen. Pro Tag haben wir also mehrere Stunden Freiluftzeit.

Aktuell grassiert die hiesige Geflügelpest und da ist es unserem Personal leider verboten uns auf die Wiese zu lassen, aber es hat Abhilfe gefunden und uns in einem Gewächshaus untergebracht. Hier nehmen wir ausgiebige Sandbäder, die uns vor lästigen Milben schützen. Zur Abwechslung reicht uns das Personal auch Zur-Nicht-Seuchen-Zeit ein paar Kartoffeln, Picksteine, Quellgetreide (Hafer) und Luzernenheu.

Wie du auf den Bildern sehen kannst, haben wir auch männliche Unterstützung. Mit uns zusammen leben hier drei Hähne. Eigentlich brauchen wir die Männer nicht, um unsere braunen Eier zu legen, aber unser Personal möchte uns die Männerwelt nicht vorenthalten und uns ein erfülltes Leben bieten. Hin und wieder sind diese drei Schreihälse auch ganz nützlich, denn sie warnen uns vor Gefahren aus der Luft. Wenn sich ein Greifvogel nähert und die Hahnsirene losgeht, sehen wir zu, dass wir unsere Schenkel in die Krallen nehmen und uns im Schatten des Mobils verstecken. Manchmal träumt eine von uns und wird trotz der Metallhauben, die hier überall stehen, verschleppt und gefressen.

Am Ende unseres Hühnerlebens sind wir 13 Monate alt und werden von einem mobilen Schlachter direkt vor Ort getötet, das erspart uns eine lange Fahrt auf engem Raum und macht uns am Ende des Tages zu 100 % regionalen Hühnern, die im Hofladen direkt vermarktet werden.

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