Es folgt eine Roomtour im Auftrag eines biologischen Mastochsen:

Grüß dich!
Ich bin Bruno, ein brauner Angus-Ochse. Angusrinder sind Fleischrinder, hier lebe ich mit mehreren hundert anderen Fleischrindern und Kreuzungen, also quasi Halb-Geschwistern. Gemeinsam leben wir auf einem biologischen Viehbetrieb.

Nach unserer Geburt verbringen wir die ersten 8 bis 12 Monate bei unseren Müttern auf der Weide. Dann sind wir schon nicht mehr so klein, sondern wiegen zwischen 250 und 330 kg. Erst dann ziehen wir alleine bzw. in einer „Boygroup“ auf einen neuen Betrieb, wie diesen, auf dem ihr mich gerade antrefft. Unser Transportmittel für unsere große erste Fahrt ist ein LKW. Bei unserer Ankunft im neuen Zu Hause werden wir Bullenabsetzer kastriert, das nennt man auch „ochsen“. Für diesen Eingriff kommt uns der Tierarzt besuchen.

Als Ochsen bleiben wir dann bis zu einem Alter von zweieinhalb Jahren und einem Lebendgewicht von 730 kg auf dem Betrieb. Der Vorteil von Ochsen ist, dass wir ruhiger sind, uns weniger stoßen und allgemein nicht so sehr „auf Krawall gebürstet“ sind, wie unsere nicht-kastrierten Freunde.

Futtertisch: Hier wird täglich frisch eine Gesamtportion aus ökologisch erzeugten Getreideschrot und Maissilage serviert

Ab dem 1. April (und nein, das ist kein Aprilscherz!) geht es für uns ab auf die Weide! Hier steigen wir wieder auf das Ochsen-Taxi „LKW“, aber dieses Mal geht das schon viel besser, weil es nicht das erste Mal ist und es nur eine halbe Stunde dauert. Die Fahrt haben wir spätestens vergessen, wenn sich die Hängertüren öffnen und wir das weite saftige Grün zu Gesicht bekommen. Wir grasen auf „extensivem Grünland“. Oder zu deutsch: Wir sind nur wenige Tiere auf einundderselben Grünfläche, die kaum bis gar nicht bearbeitet wird und wir leben in dieser Zeit nur von dem, was auf der Weide wächst. Die meisten dieser Weiden haben eine oder sogar mehr natürliche Wasserstellen, aus denen wir saufen, oder in denen wir uns im Sommer gerne bis zu den Fesseln (Knien) abkühlen.

Auf unserer Weide verbringen wir so gemeinsam den Rest des Jahres bis die Tage kürzer und das Land unter unseren Klauen nass und matschig wird. Kurzum, bis es uns zu ungemütlich wird, dann freuen wir uns tierisch auf den trockenen Tretmiststall, in dem wir es uns spätestens am 15. Oktober gemütlich machen können. Bis zu dieser Deadline muss unser Landwirt uns aufgestallt haben.

Unser gemeinschaftliches Strohbett (im hinteren Bereich unserer Box) schütteln wir uns täglich frisch selbst auf, dafür liefert unser Personal uns täglich 7-10 kg Stroh pro Kopf.

Interessant zu wissen: Wieviel Platz wir im Stall benötigen zählt ürbrigens nicht nach der Anzahl von Nasen im Stall, sondern danach wie schwer wir sind. Hier gilt: 100 kg Lebengewicht brauchen 1 m² Platz. Einem Schlachtochsen von 730 kg Lebendgewicht stehen also 7,3 m² zu.

Geschlachtet werden wir schließlich auf einem Schlachthof für Biotiere.

Zukunftsperspektive

Unser Personal spielt aktuell mit dem Gedanken einen „Tierwohlstall“ zu bauen, von so einem Stall verspricht es sich betriebliche Vorteile, dass wir gesünder sind und noch bessere Gewichtszunahmen haben.

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