Was haben Hund, Katze & Kleintier mit dem (Nutz)Tierwohl zu tun?

Okay Moment – es ging hier doch um (Nutz)Tierwohl? Das hat doch nichts mit Haustieren zu tun? DrehT die Agrarstudentin jetzt völlig ab!? Im folgenden Beitrag erfahrt ihr, warum Hund & Katze das Nutztierwohl beeinflussen…

Fleischproduktion in Zahlen

Am 3. November 2020 gab es in Deutschland (Quelle destatis):
26,0 Mio. Schweine
11,3 Mio. Rinder
703,40 Mio.Geflügel
(inkl. Produktion von 12.5 Mrd. Eiern)
1,5 Mio. Schafe

Fleischproduktion in Zahlen

Am 3. November 2020 gab es in Deutschland (Quelle destatis):
26,0 Mio. Schweine
11,3 Mio. Rinder
703,40 Mio.Geflügel
(inkl. Produktion von 12.5 Mrd. Eiern)
1,5 Mio. Schafe

Dem gegenüber steht ein Netto-Fleischverbrauch von 68,2 kg pro Eu-Bürger und 59,5 kg Fleisch je deutscher Bürger, aber nicht nur die Zweibeiner konsumieren tierische Produkte.

Konsument Tier

Den wenigsten ist bewusst, dass in den Gesamtfleischverbrauch eines deutschen Bürgers auch der Konsum des lieben Vierbeiners zählt. Dieser liegt in Deutschland brutto bei 87,8 kg pro Kopf (Stand 2019). In diesen 28,3 kg Differenz zwischen Brutto- und Nettofleischverbrauch, verstecken sich neben den Verlusten aus industrieller Verwertung und Produktionsverlusten, auch der Fleischbedarf des Heimtieres, von denen es in Deutschland 2019 34 Millionen gab.

Vor allem Hund und Katze sind hier als Haupt-Fleisch-Mitkonsumenten zu nennen. 10,1 Millionen Hunde und 14,7 Millionen Katzen konsumieren mit.

reflektiertes Einkaufen?

2016 wurden alleine 449 500 Tonnen Hundefutter im deutschen Einzelhandel verkauft – Tendenz steigend.


Eine Durchschnittskatze von 4 kg Lebendgewicht frisst pro Tag 140 g Fleisch, das macht 3,920 kg pro Monat und 47,040 kg pro Jahr. 14, 7 Mio. Durchschnittskatzen würden somit (47 kg x 14,7 Mio.) 690,9 Mio. kg (0,69 Tonnen) Fleisch pro Jahr konsumieren. Das entspricht einem Mastschweinbedarf (Annahme: 120 kg Lebendgewicht und 99 kg Schlachtgewicht) von rund 6,98 bzw. 7 Mio. Mastschweinen für die Katzenernährung (nur als Referenzwert!).

Ein Hund frisst in der Regel 2,5 % seines Körpergewichts an Gramm pro Tag (Grundbedarf). Im Falle eines 15 kg schweren Hundes wären das 375g, d.h. 10,5 kg Fleisch pro Monat unter der Annahme, dass er seinen Grundbedarf rein aus fleischlichen Komponenten deckt. Angenommen der 15 kg schwere Hund wäre nun unser Durchschnittshund für alle 10,1 Mio. gehaltene Hunde in Deutschland, dann würde sich ein Fleischkonsum der Hunde von 106,05 Mio. kg pro Jahr ergeben. Das würde bedeuten, dass diese Hunde 1,07 Mrd. Mastschweine über das Jahr konsumieren.

Summa summarum würde dieses gedankliche Rechenbeispiel für Hunde und Katzen einen Mastschweinebedarf von 1,77 Mrd. bedeuten. ACHTUNG: Mir ist bewusst, dass der Heimtierbedarf sich nicht auf Mastschweine beschränkt und Katzen-, wie Hundegrößen und damit auch Futterbedarfe stark variieren können. Außerdem verwerten viele carnivore Haustiere natürlich auch einen Großteil der Innereien, was bei dieser stark vereinfachteten Betrachtung nicht berücksichtigt wird. Die obige Rechnung ist daher nicht belastbar, sie ist vielmehr als eine Einladung zum „Über-den-Tellerand-bis-zum-Fressnapf-Denken“ zu verstehen, sie fußt nicht auf fundierten wissenschaftlichen Studien, sondern einzig und allein auf meinen Gedanken.

Ist Tierwohl für alle da?

Natürlich gibt nicht nur fleischfressende Haustiere und der Trend geht dahin auch seinen Vierbeiner vegetarisch zu ernähren, dem Klima und der Umwelt zuliebe. Nichtsdestotrotz sind auch Haustiere Tiere und fallen rein begrifflich unter den Begriff „Tierwohl“.

Kürzlich habe ich auf Instagram ein kleines Stimmungsbild eingeholt. 78 Prozent der Befragten haben angegeben Tierwohl in erster Instanz mit „Kuh & Co“ in Verbindung zu bringen. Dieses Ergebnis wirft die Frage auf, warum Haustiere per se als weniger gefährdet angesehen werden. Liegt das vielleicht daran, dass den Tierhaltern automatisch unterstellt wird eine bessere Einzeltierbetreuung zu gewährleisten? Stichwort: Der Heimtierhalter ist näher am Tier und der Landwirt verliert den Überblick über das Einzeltier in seiner Herde, die für den Großteil der Bevölkerung unter dem diffusen Begriff „Massentierhaltung“ läuft?

Liegt es an der medialen Berichterstattung, dass Haustiere hintenüberfallen? Dass wir nicht über ein „Tierwohl für alle“ sprechen? Wäre diese Fass, das wir da aufmachen würden, vielleicht bodenlos? Weil wir dann auch unsere Infraktrukturen negativ reflektieren würden, die dazu beitragen, dass die Lebensräume der Wildtiere verinseln und deren Tierwohl bedrohen?

Was meint ihr? Schreibt mir doch eure Meinung in die Kommentare, wenn ihr Lust habt :)!

Literatur:
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung; Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (2020): Bericht zur Markt- und Versorgungslage Fleisch 2020, in: BLE, [online] https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/BZL/Daten-Berichte/Fleisch/2020BerichtFleisch.pdf?__blob=publicationFile&v=2 [23.12.2020].
Ulrich, Bernd (2018): Das politische Tier, in: Zeit, [online] https://www.zeit.de/2018/18/fleischkonsum-tiere-deutschland-tot-qual [23.12.2020].
Ahrens, Sandra (2020): Fleischkonsum in Deutschland pro Kopf bis 2019, in: statista [online] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36573/umfrage/pro-kopf-verbrauch-von-fleisch-in-deutschland-seit-2000/ [23.12.2020].
Thünen-Institut (o.J.): Nutztierhaltung und Fleischproduktion in Deutschland, in: Thünen-Institut [online] https://www.thuenen.de/de/thema/nutztiershyhaltung-und-aquakultur/nutztierhaltung-und-fleischproduktion-in-deutschland/ [23.12.2020].
Destatis (o.J.): Tiere und tierische Erzeugung, in: destatis [online] https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Tiere-Tierische-Erzeugung/_inhalt.html [23.12.2020].
Edenfood (o.J.): Fütterungsempfehlung für den Hund, in edenfood [online] https://www.edenfood.de/fuetterungsempfehlung-hund [23.12.2020].
AgarMarkt Austria (o.J.): Lebend- und Schlachtgewichte, Schlachtausbeute, Schlachtungen sowie Fleischanfall, in Vieh und Fleisch K-Ö [online] https://www.ama.at/getattachment/c9170514-b892-46ff-9e27-f2fd74e0d9b9/220_schlachtgew_2008-2019.pdf [23.12.2020].

Ahrens, Sandra (2019): Absatzmenge von Hundefutter in Deutschland bis 2016, in statista [online] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/762658/umfrage/absatz-von-hundefutter/ [23.12.2020].

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